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Obdachlosen-Arzt in Hamburg

Ich engagiere mich ehrenamtlich als Obdachlosenarzt in Hamburg und setze mich für die Ärmsten der Armen, für die Menschen am Rande unsere Gesellschaft ein. Seit 15 Jahren fahre ich als Arzt (bis vor kurzem zwei Mal, zurzeit ein Mal in der Woche) mit der „Mobilen Hilfe“ der Caritas die Treffpunkte der Obdachlosen an. Die "Mobile Hilfe" ist ein umgebauter Kleinbus, der mit Behandlungsstuhl, Verbandsmaterial und Medikamenten einer rollenden Praxis gleich kommt.

Allein in Hamburg gibt es mehr als 1000 Obdachlose. Von denen haben 94 Prozent akute und/oder chronische Krankheiten. Viele sind nicht krankenversichert, und wenn sie es sind, fehlen ihnen die 10 Euro. Ein weiterer Grund, keine öffentliche Praxis zu besuchen ist Scham und die Scheu vor „normalen Menschen“. Leider lehnen auch viele Kollegen die Behandlung von Obdachlosen aus verschiedenen Gründen ab. Diese Menschen befinden sich am Rande unsere Gesellschaft. Solange die Obdachlosen gesund sind, fallen sie in unseren Städten kaum auf, hangeln sich irgendwie durch den Tag. Doch sobald sie krank werden, stehen diese Menschen vor fast unlösbaren Problemen. Wo sollen sie hingehen? Wo bekommen sie Hilfe und Medikamente? Wer will sich überhabt mit ihnen beschäftigen? Unbürokratisch, schnelle, unkomplizierte und effektive Hilfe ist hier gefragt. Und genau das bietet die „Mobile Hilfe“.

Die „Mobile Hilfe“ ist zu einer festen Institution geworden und aus Hamburg nicht mehr wegzudenken. Unzähligen Obdachlosen konnte schon unkompliziert und oft auch nachhaltig geholfen werden. Viele werden schon über Jahre behandelt. Weiterhin belassen wir es jedoch nicht bei der rein medizinischen Versorgung. Bei jeder Fahrt der „Mobilen Hilfe“ ist auch eine Krankenschwester mit an Bord. Diese berät mit mir zusammen auch in sozialen Fragen und gibt den Obdachlosen nützliche Informationen.
Meine Arbeit beschränkt sich jedoch nicht nur auf den Medizinischen Einsatz auf der Straße. Ich berate auch die Caritas in organisatorischen Fragen rund um die „Mobile Hilfe“ oder die Krankenstube der Obdachlosen im Hafenkrankenhaus. Diese ist eine Pflegestelle für Obdachlose, in der Patienten stationär betreut werden.
Weiterhin habe ich über drei Jahre eine aufwendige Studie betrieben, in der ich 110 Obdachlose nach Vorgeschichte und Krankheitsbild befragt, so wie ihr Blut und Urin untersucht habe. Aus dieser Studie erhoffe ich mir Kenntnisse, wie man den Obdachlosen noch effektiver helfen kann.
Ich möchte den Menschen helfen, die sonst werden die finanziellen Möglichkeiten haben, noch von der Gesellschaft unterstützt werden.
Die „Mobile Hilfe“ der Caritas fährt seit 1995 Jahren auf Hamburgs Strassen. Seit 15 Jahren engagiere ich mich für das Projekt. Seitdem haben wir viel erreicht. Die rollende Praxis ist mittlerweile gut und zweckmäßig ausgestattet. Über lange Zeit war ich der einzige Arzt, der sich auf der Straße eingebracht hat. Durch viele Aufrufe konnten wir nun fünf Kollegen motivieren einmal in der Woche mit der „Mobilen Hilfe“ zu den Obdachlosen zu fahren. Weiterhin konnten durch sehr viele Zeitungs-, TV und Radio Berichte viele Spenden für die „Mobile Hilfe“ eingenommen werden.

Bericht Radio Bremen (25. August 2010)
Unterwegs mit dem sorbischen Arzt Stanislaw Nawka, [3:25]


Foto: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung/Sebastian Bolesch